Quelle: Artikel von Zach Simas auf emsisoft.com
Bloatware kann nicht nur die Leistung beeinträchtigen, sondern auch eine versteckte Sicherheitslücke darstellen. In diesem Artikel erläutern wir, wie diese Art von Software mit ihrer übermäßigen Komplexität und unnötigen Funktionen zum Einfallstor für Cyberbedrohungen wird.
Was ist Bloatware?
Mit Bloatware wird Software bezeichnet, die mit der Zeit immer größer und komplexer wird, ohne an Wert oder Funktionalität zuzunehmen. Das führt zu einer überladenen Codebasis, langsamerer Performance, mehr Speicherbedarf und mangelhafter Benutzerfreundlichkeit. Dieses Problem kann bei jeder Art von Software vorkommen – von Betriebssystemen bis hin zu mobilen Apps.
Abgesehen von den verschwendeten Ressourcen beeinträchtigt Bloatware außerdem die Wartbarkeit, Leistung und Sicherheit. Überfrachtete Anwendungen lassen sich schwerer verwalten und aktualisieren, so dass das Risiko für Bugs und Schwachstellen wächst. Indem sie die Systemressourcen auslasten, liefern sie auch langsamere Leistung und ein schlechteres Benutzererlebnis.
Häufig Gründe für Bloatware
- Unnötige Funktionen und kurzfristige Lösungen: Bloatware entsteht häufig, indem neue Funktionen ergänzt werden, die für die Hauptfunktion der Software nicht erforderlich sind. Dieses „Überfrachten“ passiert oftmals, wenn neue Funktionen aufgrund von Kundenwunsch oder im Wettbewerb mit Konkurrenzprodukten hinzugefügt werden, ohne sich deren Auswirkungen auf Effizienz und Bedienbarkeit bewusst zu sein. Auch das kurzfristige Beheben von Problemen durch Übergangslösungen kann sich als sogenannte technische Schulden niederschlagen und das Problem weiter vertiefen. Wird der hinzugefügte ineffiziente Code dauerhaft beibehalten, wird die Software weiter aufgebläht, ohne wirklich Wert oder Nutzen zu erhöhen.
- Überflüssiger Code und veraltete Systeme: Auch überflüssiger Code in der Codebasis kann zu Bloatware führen. Dazu gehören auch veraltete Systeme, die mit der Zeit nur durch Patches aktualisiert wurden, anstatt optimiert oder ersetzt zu werden. Dadurch nimmt nicht nur die Softwaregröße zu, sondern es werden auch Schwachstellen tief im System verankert, die die Wartung aufwändiger und die Implementierung von Sicherheitspatches komplizierter machen.
- Übermäßige Abhängigkeit von Bibliotheken von Drittanbietern: Entwickler verwenden häufig Bibliotheken von Drittanbietern, um die Entwicklung zu beschleunigen oder komplexere Funktionen hinzuzufügen. Zu sehr darauf aufzubauen, kann jedoch wieder zu Bloatware führen, insbesondere wenn die Bibliotheken nur für ein paar Funktionen verwendet werden. Jede Bibliothek macht eine Anwendung noch größer und fügt weiteren Code hinzu, der gepflegt und abgesichert werden muss.
Technische Konsequenzen von Bloatware
Durch ihren Umfang und die oftmals unnötige Komplexität beeinträchtigt Bloatware folglich nicht nur die Effizienz, sondern erhöht auch die Sicherheitsrisiken. Schauen wir uns also an, welche technischen Auswirkungen das hat.
Größere Angriffsfläche
Aufgrund ihrer umfangreichen Codebasis und der vielen Funktionen bietet Bloatware eine wesentlich größere Angriffsfläche und Kriminellen damit zahlreiche Einfallspunkte. Jede unnötige Zeile Code oder unbenutzte Funktion kann Schwachstellen enthalten, was sie zu einem möglichen Sicherheitsrisiko macht.
Durch komplexe Funktionen, etwa auf veralteten Bibliotheken basierende Bildverarbeitungsprozesse, werden Sicherheitslücken erzeugt, was den Entwicklern eine umfangreiche Absicherung der Anwendung erschwert.
Schwachstellen durch Abhängigkeit
Die Abhängigkeit von Drittanbietern in Kombination mit einer noch schnelleren Entwicklung setzt die Software zusätzlichen externen Sicherheitsrisiken aus. Eine in häufig verwendeten Bibliotheken vorkommende Schwachstelle kann sich auf zahlreiche Anwendungen auswirken. Das Problem wird durch Bloatware nur noch verstärkt, da der Umfang an Abhängigkeiten eine Nachverfolgung und Aktualisierung verkompliziert und Schwachstellen dadurch ungeprüft bleiben könnten.
Leistungs- und Ressourcenverbrauch
Bloatware belastet die Systemleistung, indem sie erhebliche Speicher- und Prozessorressourcen benötigt. Der umfangreiche Code und die zahllosen Hintergrundprozesse können selbst leistungsstarke Systeme ausbremsen, was sich in langsamer Performance und längeren Reaktionszeiten zeigt. Das schmälert nicht nur das Benutzererlebnis, sondern führt indirekt zu weiteren Sicherheitsrisiken.
Software mit einem hohen Ressourcenverbrauch macht Systeme anfälliger für DoS-Angriffe (Denial of Service), bei denen sich Angreifer diese Eigenschaft zu Nutze machen, um Dienste zu stören und Systeme weiter auszunutzen.
Wartung und Sicherheit von Bloatware
Bloatware erschwert durch ihre Komplexität auch Wartungs- und Sicherheitsabläufe. Da die Codebasis mit unwichtigen Funktionen und Abhängigkeiten überfüllt ist, lassen sich Sicherheitslücken schwieriger aufspüren. Dadurch wird nicht nur die Wartung aufwendiger, sondern auch die zeitnahe Implementierung von wichtigen Sicherheitsupdates behindert.
Aufgrund der dicht gepackten Struktur von Bloatware können Sicherheitslücken untergehen und Schwachstellen werden nur mit Verzögerung erkannt. Das ist angesichts der rasanten Weiterentwicklung der heutigen Bedrohungslandschaft besonders gefährlich. Darüber hinaus sind umfangreiche Tests erforderlich, um sicherzustellen, dass die Patches keine bestehenden Funktionen beeinträchtigen oder für neue Probleme sorgen, was die Entwicklung der Sicherheitsupdates weiter verlangsamt.
Verzögerte Sicherheitspatches lassen die Software anfällig für bekannte Bedrohungen. Der Mangel an optimierten CI/CD-Verfahren (kontinuierliche Integration und Entwicklung) verschärft das Sicherheitsrisiko noch weiter. Um derartige Probleme zu vermeiden, sollten Entwickler sich auf ein Softwaredesign konzentrieren, das Wert auf Codequalität legt, unnötige Funktionen auf ein Minimum beschränkt und sorgfältig mit Abhängigkeiten umgeht. Durch den Einsatz automatisierter Test- und Entwicklungstools innerhalb des CI/CD-Systems lassen sich Aktualisierungsprozesse optimieren und damit die Abwehr der Software gegenüber Cyberbedrohungen stärken.
Indem Wartungs- und Sicherheitsprobleme parallel angegangen werden, wird die Software widerstandsfähiger, was sie vor Fehlfunktionen und Sicherheitsverletzungen schützt.
Strategie zum Vorbeugen
Um Bloatware zu vermeiden, müssen Entwickler und Unternehmen Strategien entwickeln, die die Softwareleistung und -sicherheit verbessern. Sie sollten darauf ausgelegt sein, ein gutes Gleichgewicht zwischen Funktionalität und Effizienz zu liefern, sodass die Software Bedrohungen widerstehen kann und gleichzeitig ein gutes Benutzererlebnis bietet.
Pflege schlanker Software
Entwickler können Bloatware und die damit verbundenen Risiken an der Wurzel packen, indem sie auf Effizienz und Sicherheit ausgelegte Verfahren setzen:
- Refactoring: Beim Refactoring wird der bestehende Code umstrukturiert und optimiert, ohne dessen Funktionsweise zu verändern. Dieser Vorgang ist wichtig, um veralteten oder überflüssigen Code zu entfernen, die Codebasis zu optimieren und die Wartbarkeit zu verbessern. Ein wirkungsvolles Refactoring verbessert die Softwareleistung und erleichtert das Erkennen und Beheben von Sicherheitslücken.
- Modularisierung: Indem die Software in unabhängige Module aufgeteilt wird, die jeweils bestimmte Funktionen übernehmen, werden die gegenseitigen Abhängigkeiten reduziert sowie die Verwaltbarkeit und Skalierbarkeit verbessert. Hinsichtlich der Sicherheit lassen sich bei der Modularisierung Schwachstellen auf einzelne Module eingrenzen, was wiederum schnellere und sichere Aktualisierungen oder Patches ermöglicht.
- Umsichtiger Einsatz von Bibliotheken: Bibliotheken von Drittanbietern können zwar die Entwicklung beschleunigen, bedeuten damit aber auch externe Abhängigkeiten, die Schwachstellen enthalten könnten. Es ist daher unerlässlich, nur gut unterstützte und sichere Bibliotheken auszuwählen sowie diese regelmäßig zu kontrollieren und gegebenenfalls zu aktualisieren, um Risiken durch veraltete oder unsichere Abhängigkeiten zu minimieren.
- Regelmäßige Überprüfung der Sicherheit: Auch die regelmäßige Überprüfung der Sicherheit ist wichtiger Bestandteil einer aktiven Sicherheitsstrategie. Mithilfe automatisierter Scans, manueller Kontrollen des Codes sowie Penetrationstests lassen sich Schwachstellen aufspüren. Wenn Sie diese Überprüfungen in Ihren Entwicklungszyklus integrieren, sorgen Sie für eine beständige Widerstandsfähigkeit gegenüber neuen Bedrohungen.
Stärkung der Softwaresicherheit
Indem Sie zusätzlich zu diesen Entwicklungsmethoden CI/CD-Pipelines zur Automatisierung der Test- und Entwicklungsabläufe implementieren, stellen Sie sicher, das Sicherheitspatches und -updates angewendet werden, sobald sie verfügbar sind.
Fazit
Bloatware beeinträchtigt nicht nur die Ressourcenleistung, sondern birgt auch erhebliche Sicherheitsrisiken, die zu Datenschutzverletzungen führen können. Indem sich Entwickler und Anwender der Auswirkungen von übermäßigen Codemengen und Abhängigkeiten bewusst sind, lassen sich diese Gefahren wirkungsvoll entschärfen.
Bewährte Praktiken beim Softwaredesign, regelmäßige Überprüfungen des Codes und Wachsamkeit gegenüber Cyberbedrohungen sind unentbehrlich, damit eine Software sicher, effizient und zuverlässig bleibt. Sowohl Entwickler als auch Anwender müssen sich der mit Bloatware verbundenen Risiken bewusst sein und bei der Entwicklung und Nutzung einer Software einen nachhaltigen, sicherheitsorientierten Ansatz verfolgen.
Wir beraten Sie gern zu allen Fragen rund um die Sicherheit Ihrer Software.
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