Teil 1 hier

Die PMI-Phase ist entscheidend für den Erfolg einer Übernahme. Zentrale Herausforderungen sind:

Systemharmonisierung: Unterschiedliche CRM-, ERP- und Vergleichssysteme müssen zusammengeführt werden. Dabei entstehen häufig Schnittstellenprobleme, Dateninkonsistenzen und Funktionsverluste.

Bestandsmigration: Die Übertragung von Kundendaten, Policen und Dokumenten in ein führendes System ist technisch anspruchsvoll. Unterschiedliche Datenformate und fehlende Standards erschweren die Migration.

Entscheidung für ein führendes System: Die Wahl des zukünftigen Bestandsführungssystems ist oft politisch und technisch umstritten. Einigen sich die Parteien nicht, drohen ineffiziente Parallelstrukturen.

Datenschutz und Compliance: Die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben (insbesondere DSGVO) ist bei der Migration historischer Daten ein Muss. Fehler können zu Bußgeldern und Reputationsschäden führen.

Gerade bei der Migration historischer Dokumente und Policen ist der Aufwand enorm. Unterschiedliche Dateiformate, fehlende BiPro-Standards und manuelle Nacharbeiten treiben die Kosten und Fehlerquote in die Höhe.

Die BiPRO-Standards (Brancheninitiative Prozessoptimierung) erleichtern die technische Integration und Datenübertragung zwischen Maklerhäusern und Versicherern. Sie bieten standardisierte Schnittstellen für die Übermittlung von Vertrags- und Bestandsdaten, was die Migration und Harmonisierung beschleunigen kann. Allerdings unterstützen nicht alle Systeme die neuesten BiPRO-Versionen, und individuelle Eigenentwicklungen oder Speziallösungen lassen sich oft nicht ohne Weiteres integrieren. BiPro ist somit ein wichtiger Baustein, aber kein Allheilmittel: Gerade bei älteren oder stark individualisierten Systemen bleibt ein erheblicher manueller Migrationsaufwand bestehen.

Die Konsolidierung bringt auch organisatorische Herausforderungen mit sich. Viele ehemals selbstständige Makler müssen sich in neue Strukturen einfügen, Entscheidungsfreiheit abgeben und neue Arbeitsverträge akzeptieren. Die Integration der Mitarbeiter ist ein kritischer Erfolgsfaktor, da Unsicherheit und Fluktuation die Leistungsfähigkeit mindern können. Auch die Frage, ob die bisherige Marke erhalten bleibt oder durch die Dachmarke ersetzt wird, ist strategisch bedeutsam und beeinflusst die Kundenbindung.

Die Entwicklung in Deutschland folgt dem Trend in Großbritannien und den USA, wo die Marktkonzentration bereits weiter fortgeschritten ist und nur noch wenige unabhängige Makler existieren. Experten erwarten, dass sich der deutsche Markt bis 2030 ähnlich entwickelt – mit einer starken Konzentration auf wenige große Maklerhäuser und Pools, die über erhebliche Marktmacht verfügen. Ein Risiko besteht darin, dass Private-Equity-Investoren nach einigen Jahren ihr Investment weiterverkaufen. Dies kann zu strategischen Brüchen, Unsicherheit bei Kunden und Mitarbeitern sowie zu einer kurzfristigen Orientierung führen.

Die Konsolidierung des Maklermarktes ist unumkehrbar und wird durch technologische, demografische und wirtschaftliche Faktoren weiter beschleunigt. BiPRO-Standards können helfen, sind aber nicht ausreichend, um alle Herausforderungen zu lösen. Entscheidend bleibt, wie gut es gelingt, technologische, organisatorische und menschliche Aspekte zu integrieren und die Lehren aus internationalen Märkten zu berücksichtigen. Der Erfolg von Übernahmen hängt maßgeblich von der erfolgreichen Integration der IT-Systeme und der Datenmigration ab. Externe, unabhängige Softwareanalysen sind unverzichtbar, um Risiken zu erkennen und teure Fehler zu vermeiden.